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Ausgabe 010

Zwischen Mangel und Überfluss

Johanne Sailer stellt das Buch des Freiburger Ökoinstituts vor.

„Geht es eigentlich mit rechten Dingen zu, dass in so unendlich vielen Läden jederzeit all diese verlockenden und halbwegs erschwinglichen Leckerbissen aus aller Welt auf uns warten?“ Mit dieser zentralen Frage haben die Wissenschaftlerinnen B. Tappeser, A. Baier und B. Dette vom Freiburger Ökoinstitut sowie H. Tügel, Wissenschaftsredakteurin bei Geo die gesamte Nahrungskette vom Saatgut bis zum Supermarktregal unter die Lupe genommen.

Das Buch gibt nicht nur Einblick in die schöne neue Welt der Food - Designer, die angeblich gesundheitsfördernde Komponenten zusammenstellen, z. B. Genfood à la carte. Die Autorinnen weisen nach, dass Manager der Life - Science - Industrie mit dem Joker Gentechnik die Nahrungskette in ihrem Sinn revolutionieren wollen und dabei die Nachhaltigkeit auf der Strecke bleibt.

Neben der Beschreibung der ökonomischen und ökologischen Lebensmittelproduktion nimmt der juristische Aspekt einen breiten Raum ein. Wer bestimmt, unter welchen Bedingungen Produkte in Deutschland verkauft werden dürfen? GATT, WTO, CAK, Agenda 2000 - Kürzel, die für Freihandelsinteressen und Umweltschutz, Geld und Ethik stehen, ihre Bedeutung und ihr Einfluss auf gültige Lebensmittelstandards werden veranschaulicht.

Die Autorinnen begnügen sich jedoch nicht mit einer Bestandsaufnahme. In der zweiten Hälfte des Buches werden dem / der Leser/in Möglichkeiten aufgezeigt, über den Handel die Ernährungsindustrie zu beeinflussen. „Einen Durchbruch hat der Verbraucherdruck in Sachen Gentechnik bewirkt.“ Weitere Handlungsmöglichkeiten gibt es beispielhaft für Handwerk, Industrie und Verbraucher/innen, um zu einer nachhaltigen Ernährungsweise zu kommen (Stichwort: Regionalität). Besonders beeindruckend ist ein Szenario: Hier werden die Ausgaben einer vierköpfigen Familie für Nahrungsmittel und Getränke aus konventioneller Produktion denen aus biologischem Anbau gegenübergestellt. Man staune, dass die Mehrkosten für biologische Produkte lediglich 80 DM/mtl. betragen, diese Differenz lässt sich bei veränderten Essgewohnheiten sogar noch verringern.

Das spannende Buch „Die blaue Paprika“ mit einer Fülle an Informationen, Tabellen, einer ausführlichen Zusammenstellung von Initiativen, Verbänden, Unternehmen, die themenbezogen arbeiten, mit hilfreichen „Randnotizen“, die das ganze Buch durchziehen, ist Pflichtlektüre für alle, die sich schon immer mehr Durchblick im Dschungel der Lebensmittelpolitik gewünscht haben.

B. Tappeser, A. Baier, B. Dette,
H. Tügel: Die blaue Paprika. Globale Nahrungsmittelproduktion auf dem Prüfstand. Birkhäuser Verlag, Basel 1999, 238 Seiten, 39,80 DM.





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