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Ausgabe 008

Puten aus Massenhaltung

Gequält und verkrüppelt

Von Johanne Sailer

Putenschnitzel ... gebratene Putenstreifen auf Salat ... Putenwurst. Putenfleisch ist preiswert, mager und gilt als vergleichsweise gesund, seitdem Rind-, Schweine- und Hähnchenfleisch ins Gerede gekommen sind.

Fünf Kilo Putenfleisch isst im Durchschnitt jeder Deutsche pro Jahr. Fast alle in der BRD verkauften Puten stammen aus qualvoller Mast. Bis zu 30 000 Tiere drängen sich in riesigen, Tag und Nacht erleuchteten Hallen. Enge und Stress führen dazu, dass sich die Vögel gegenseitig verletzen, obwohl ihnen schon als Küken die Schnabelspitze mit dem Laser gekappt wird.

Früher brauchten die Truthähne ein halbes Jahr, um 7 kg schwer zu werden. Heute wachsen die Puten in nur fünf Monaten zu einem Schlachtgewicht von 20 kg heran. Für diese Fleischpakete ist jedoch das Knochengerüst zu schwach. Vor allem die bei den VerbraucherInnen begehrte Putenbrust lastet schwer auf den Knochen: Bei den heutigen auf Fleischproduktion gezüchteten Masttieren wiegt die Brust doppelt so viel wie noch vor acht Jahren. Die Tiere fallen immer wieder vorn über, ziehen sich dabei schmerzhafte Muskelentzündungen zu, die Gelenke der Beine verformen sich, Zehen und Rücken verkrüppeln.

Zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten werden die Vögel von Geburt an geimpft und über Futter und Wasser mit Medikamenten gegen Parasitenbefall versorgt. Dazu erhalten sie täglich Antibiotika, sogenannte Leistungsförderer im Futter, damit sie schneller Fleisch ansetzen.

Dazu haben sich besonders kritisch EU-Wissenschaftler geäußert. In einer Ende Mai veröffentlichten Stellungnahme fordern sie, Stoffe, die auch als Medikamente für Mensch oder Tier dienen, ganz aus der Tiermast herauszunehmen und durch andere Stoffe zu ersetzen.

Alarmierend sei, so Prof. Dr. Heyo Eckel, Präsident der niedersächsischen Ärztekammer, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass immer mehr Resistenzen gegen immer mehr Antibiotika auftreten. Geflügelhalter warnen ihrerseits, dass eine Haltung ohne prophylaktischen Antibiotikaeinsatz nicht möglich sei. Eckel: „Das mag sein, denn man weiß, dass sich in der industriemäßigen Tiermast ungeheuer schnell Infektketten ausbreiten können. Aber man muss doch wohl verlangen, dass die Bedingungen der Tiermast geändert werden.“

In skandinavischen Ländern sind Antibiotika in der Tiermast verboten. „Auch die derzeit noch in der EU erlaubten vier Antibiotika, nämlich Avilamycin, Monensin-Natrium, Salinomycin sowie Flavophospholipol sollten verboten werden“, empfiehlt der Wissenschaftliche Lenkungsausschuss der Europäischen Union in seiner Stellungnahme.

Der BUND rät VerbraucherInnen, Fleisch von Tieren aus Freiland- bzw. Öko-Haltung zu kaufen. Hilfreich kann dabei der von der BUND-Kreisgruppe Nienburg herausgegebene Einkaufsführer sein. ¨

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